Mensch und Natur im 21. Jahrhundert
Wir stehen an einem Scheideweg. Die Coronakrise zeigt uns, dass wir uns in entscheidenden Bereichen ganz neu aufstellen müssen. Wir haben modernste Technologien entwickelt und tiefe
wissenschaftliche Erkenntnisse gewonnen., aber es scheint, dass wir noch nicht in der Lage sind, diese so zu nutzen und zu koordinieren, dass dabei ein wirklicher Mehrwert für Mensch und Natur
und ein Zugewinn an Lebens-Sinn entsteht. Schaut man sich an, wohin die meisten Investitionen vor der Coronakrise geflossen sind und wo die größten gesellschaftlichen und wirtschaftlichen
Hoffnungen lagen, dann fällt auf, dass die Investitionen in die menschlich-humanistische Entwicklung, in Kunst, Kreativität, freie Bildung, Kultur, ganzheitliche Gesundheit, ökologische regionale
Landwirtschaft und weises Wirtschaften deutlich zu kurz kamen.
Können wir es uns leisten ein von Großikonzernen gelenktes Finanz- und Wirtschaftssystem zu nähren, das vom alten Konkurrenzparadigma, Profitfixierung, Wachstumszwängen, Naturzerstörung und einer
Wegwerf-Philosophie dominiert wird? Auch das alte mechanistisch-reduktionistische Weltbild und die Tendenz gegen Feinde und Feindbilder, Krankheiten, Mikroben und Naturgewalten zu kämpfen,
könnten dringend „frische Luft“ und neue wissenschaftliche Ansätze, wie eine systemische-kybernetische Wissenschaft gebrauchen. Zuviel Kontrolle, Regulierung, Standardisierung,
Technokratisierung, Bürokratisierung, Konkurrenz und Kampf könnten am Ende das Leben selbst erdrosseln.
Stattdessen wäre es möglich auf eine moderne Kreislaufwirtschaft zu setzen und ein respektvolles, lebendiges und intelligentes Zusammenwirken von Mensch, Natur und Technologie anzustreben. Nicht umsonst wurde das Buch "Cradle to Cradle" von Prof. Michael Braungart und William Mc Donough unter die 100 wichtigsten Wissenschaftsbücher aller Zeiten gewählt. Die Kreislaufphilosophie basiert auf einem tiefen Respekt und Wertschätzung für die faszinierenden Ökosysteme unserer Erde. Es geht darum, natürliche Energiequellen intelligent und vollumfänglich zu nutzen. Es geht um weit mehr als "Recycling" - es geht um "Upcycling" - ein Erschaffen von Mehrwert für Natur, Mensch und Unternehmen. (1) + (2)
Wenn wir jetzt solch eine Chance ergreifen, könnten in 20-30 Jahren annähernd alle Produkte "Kreislaufprodukte" sein und unsere Probleme, Kämpfe und Kriege um verknappende Ressourcen könnten der Vergangenheit angehören. Wichtige Elemente wie Kohlenstoff (CO2) könnten wieder dahin gelangen, wo sie hingehören: in den Boden. Das würde wiederum die Klimaerwärmung günstig beeinflussen. Das Wunder und der Wert lebendigen Bodens mit seiner wertvollen Humusschicht und seiner Vielfalt an Milliarden von Kleinstlebewesen, die sich in einer Handvoll gesunder Erde tummeln, könnte unsere Menschheit langfristig und in bester Qualität ernähren, wenn wir dieses Leben nicht in zunehmendem Maß mit Großmaschinen, Gentechnologie, riesigen Monokulturen, Pestiziden und teils brutaler Gewalt stören würden. Es liegt ein gigantisches Potential in einem lebendigen und weisen Zusammenspiel von Mensch, Naturbeobachtung, Naturkräften und moderner Technologie. Auch die Digitalisierung könnte im Rahmen einer globalen Kreislaufwirtschaft von einem "Technik-um-der-Technik-Willen-Phänomen" zu einer wirklich sinnhaften und lebensförderlichen Zukunftsperspektive werden.
"Wir sind nicht zu viele Menschen auf der Erde, wir sind nur zu blöd"
Prof. Dr. Michael Braungart
Ein weiser Mann sagte einmal: „Wer meint, das Leben kontrollieren zu müssen, hat es nicht verstanden und wer es verstanden hat, wird von ihm lernen und mit ihm tanzen.“ So liegt eine lebens- und menschenfreundliche Zukunft sehr wahrscheinlich in einem respektvollen und gleichwürdigen Dialog von Mensch und Natur, von Mensch und Pflanzenreich, von Mensch und Tierreich, von Denken und Fühlen, von Wissen und Weisheit und von Menschlichkeit und Technologie.
Das würde bedeuten, dass wir beginnen, die fatalen Spaltungen und Traumata in unseren Gesellschaften zu heilen, die in der rasanten Entwicklung von Wissenschaft und Wirtschaft in den letzten Jahrhunderten entstanden sind und die durch die Corona-Krise und die Corona-Maßnahmen-Krise massiv verstärkt wurden. Wir könnten konstruktive Begegnungsräume und multiprofessionelle Gremien erschaffen in denen wir Synergien zum Wohle des Ganzen suchen. Dies müsste von Neugier, von Demut und von dem Bewusstsein getragen sein, dass es DIE Wahrheit nicht gibt, sehr wohl aber eine von uns Menschen erkennbare und gemeinsam konstruierbare Wahrheit in der die gesamte Menscheitsfamilie in Frieden, Würde, Freiheit, gegenseitigem Respekt, Wohlstand und Achtung vor unserer gesamten Mit-Welt - Biosphäre, Pflanzen, Tiere, Mikroorganismanen, Elemente und Gaia - leben und lieben kann. Konkret könnte das folgende Aspekte beinhalten:
ANGST oder VERTRAUEN?
Wir werden als Menschheit wahrscheinlich keine gute Zukunftsperspektive haben, wenn wir jetzt, angesichts der immer drängender werdenden Krisen vorwiegend auf
von Angst gesteuerte Kontrolle, Kampf- und Kriegsmentalität, auf ideologisches Gutmenschentum sowie auf eine zentralistische Technokratie setzen oder uns in einen Transhumanismus flüchten, der
die Tendenz hat, den Menschen als suboptimales Auslaufmodell zu behandeln und dem es häufig an Empathie für das Leben und das Wunder der Lebendigkeit mangelt.
Sollten wir nicht zuvor versucht haben, über umfassende Bildungsprogramme, Selbsterforschung, Heilung von Traumata, kreativen Selbstausdruck, intensive Förderung von Kunst, Kultur und
Naturbegegnung sowie die Kultivierung von Dialogen zwischen unterschiedlichsten Menschen und Interessengruppen das Maximum aus unserem MenschSEIN zu machen? Sollten wir nicht zuvor neuen
Wirtschaftsphilosophien Vertrauen schenken? Sollten wir nicht vielleicht sogar daran denken, endlich unser Schuldgeldsystem in ein System umzuwandeln, dass dem großen Projekt des 21. Jahrhunderts
besser dient. Wir könnten mit all unseren Erkenntnissen, den unzähligen hoffnungsvollen Bewegungen, Therapieformen, Wissenschaften, Künsten, Ressourcen und Technologien unseren Heimatplaneten für
die gesamte, Menschheitsfamilie zu einem Ort der Fülle, des Lebens und des Sinns machen. Möglich wäre es! Es existiert seit mehreren Jahren sogar schon ein integrativer wissenschaftlicher
Ansatz des australischen Biologen Jeremy Griffith, der nicht nur den vielleicht größten Menschheitswerten "Liebe" und "Gott" eine moderne wissenschaftliche Erklärung zur Seite stellt, sondern
auch fundierte, ehrliche und ganzheitliche Antworten auf die tiefsten Menschheitsfragen aufzeigt. (3)
Studien zeigen, dass eine weise, im Einklang mit den Naturgesetzen bewirtschaftete Erde, zum Beispiel über Permakultur mindestens zehn Milliarden Menschen
ernähren und sicher auch beschäftigen könnte.
Die Neurowissenschaft hat herausgefunden:, das Angst Lernen verhindert. Wir müssten es also schaffen, unser Vertrauen in das Leben wiederzugewinnen und allen Menschen auf dieser Erde ein
Mindestmaß an Entfaltungsmöglichkeiten und existentieller Sicherheit zu geben, sodass möglichst alle ihr Potential verwirklichen können. Das Zusammenspiel dieser Milliarden von Ideen und
Lebensentwürfen könnte eine ganz neue Welt erschaffen, - eine Welt, die so vielfältig und komplex wie das Leben selbst, aber überhaupt nicht kompliziert ist.
„Das Apollo-Projekt des 21. Jahrhunderts ist nicht die Mondlandung,
sondern der Frieden mit der Natur“
Harald Welzer, Sozialpsychologe
*
(1) https://www.youtube.com/watch?v=g1tIGLy3PHw - Kreislaufwirtschaft kurz erklärt
(2) https://www.youtube.com/watch?v=4YLNbhglD5M - Fernsehreportage über Kreislaufwirtschaft
(3) https://www.humancondition.com/de/ - Webseite des austtalischen Biologen Jeremy Griffith - World transformation movement